Donnerstag, 3. März 2016

Donnerstagmorgen, kurz nach 10

Donnerstagmorgen, kurz nach 10. Ich sitze hier auf dem Flughafenboden in Jakarta, der Hauptstadt Indonesiens. Es liegen ein paar recht aufregende Stunden hinter mir. Aber von vorne: Gestern war also mein letzter Sprachkurstag. Ich war etwas croggy, weil ich am Abend sehr spät nach Hause gekommen bin (eigentlich wollte mich ne Freundin um 8 abholen, aus 8 wurde letztendlich 10 und das Ganze hat sich dementsprechend in die Länge gezogen….Voilà das ist sie: die „jam karet“, die indonesische „Gummizeit“, sogar für meinen Geschmack manchmal ein bisschen too much ;). Gestern war dann ein ziemlich vollgepackter Tag. Im wahrsten Sinne des Wortes. Nachdem Sprachkurs musste ich meinen Rucksack packen, bzw. „stopfen“ und das diesmal ohne Mama :(, ganz alleine...! Der Erfolg hielt sich in Grenzen und irgendwann hab ich einfach ausgezählt was dableiben muss und was mit darf…! Zum krönenden Abschluss ist dann auch noch der Gummi von meinem Rucksack gesprengt. Dafür hab ich mir dann als Belohnung den letzten „bubur kacang hijau“ gegönnt. Den gibt’s bei einem von den vielen bunten kleinen (nicht immer so ganz hygenischen ;) Ständen vor meiner Haustüre. Serviert wird ein Brei aus frischen grünen Erdnüssen (also nicht geröstet wie wir sie kennen), mit Kokosmilch und Schokolade. Mmmmmh! Und für 30 Cent die Schale bist du dabei! Alternativ geht auch ein Foto (beim ersten Mal wollten zwei Mädels unbedingt ein Foto mit mir machen, dafür haben sie mir dann den Brei ausgegeben – guter Deal!). Gestern Abend hat mich dann ein Kumpelchen von Couchsurfing zu seinem „Konzert“ eingeladen. Zusammen mit zwei anderen Mädels hab ich mich dann durch den wilden Stadtverkehr Jogjas, auf den Weg gemacht. So wirklich wusste ich nicht auf was ich mich da einlasse, aber es war letztendlich seeehr beeindruckend! Jogja ist auch bekannt als die Kulturhauptstadt Indonesiens, darum gibt es sehr viel Kunst und Aufführungen jeglicher Art. Das gestern hat sich dann als ein Mix aus traditioneller Musik und Tanz herausgestellt. Ehrlich gesagt kann ich mit der Musik (noch) nicht ganz so viel anfangen. Aber pssst, mein Kumpelchen hat die große Trommel im „Gamelanorchester“ gespielt. Vielleicht klingelts da auch schon beim ein oder anderen und es kommen nostalgische Erinnerungen an Frau Wicks kurzweilige Musikstunden in den Sinn. Nicht mal sie konnte mich für die „8-Ton-Klangschalenmusik“ begeistern ;). Dafür aber waren die Tänze und vor allem die Kostüme umso schöner. Indonesien sprüht nur so vor verschiedenen Traditionen – total interessant. Die Tänze erzählen immer irgendeine alte Legende, in der es meist irgendwie um den Kampf zwischen Gut und Böse geht. So wirklich verständlich ist die Handlung allerdings nicht immer, nicht mal für die Einheimischen, wie sie zugeben mussten. Leider wurde das bunte Spektakel von einer schlechten Nachricht überschattet: vor Sumatra hat es ein Erdbeben der Stärke 7,8 gegeben. Gut, dass ich meine persönliche Geologin habe, die mich umgehend informiert hat (ein Dank an Luiserl), noch bevor irgendjemand anderes davon wusste. Erst eine Stunde später wurde es dann auch im Theater durchgesagt. Die Tsunamiwarnung wurde glücklicherweise wieder zurückgenommen und bis jetzt scheint es, als würden sich die Schäden in Grenzen halten. Trotzdem hat das alles zu einem einzigartigen Chaos in meinem kleinen Kopf geführt. So hatte ich doch ein Flugticket für heute Morgen nach Padang gebucht, eine Stadt an der Küste Sumatras, die das Erdbeben zu spüren bekommen hat. Ich hab dann umgehend einer Freundin in Padang geschrieben, die sich aber leider noch nicht gemeldet hat, wahrscheinlich ist das Mobilfunknetz zusammengekracht. Dafür geht’s auf Tello allen gut. Zitat Sr. Ingeborg: „Es hat nur ein bisschen gewackelt“. Und nachdem ich dann von meinem „Host“ (meine Couchsurfing- Bleibe für heute Nacht) geschrieben hat, dass bei ihnen alles in Ordnung sei, habe ich beschlossen den Flug trotzdem anzutreten. Und jetzt sitz ich also hier, mit einem dreimalinplastikgepackten Schokobrötchen (das ist hier echt der absolute Plastikwahnsinn, ganz Indonesien scheint eingetütet) und einem leicht mulmigen Gefühl im Bauch, und warte auf meinen nächsten Flug. Und freu mich, weil ich ein Fensterplatz ergattert habe. Und Indonesien von oben ist wuuuunderschön. Hoffentlich schlafe ich nicht wieder ein…. Liebe Grüße

Meine Frühstücksveranda
Lehrerin in der Sprachschule (endlich bin ich auch mal "die Große" ;)

The show
Mit den Hauptdarstellern ;)



Traurig, aber wahr: Single-Bananas
Ein typischer "Warung", Essensstand


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